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In unserer kürzlich veröffentlichten Umfrage unter bestehenden und angehenden CSCs in Deutschland hatten wir nach den größten Schwierigkeiten und Herausforderungen gefragt, denen sich die Clubs gegenübersehen. Am häufigsten als problematisch eingestuft (von 69% der Befragten) wurde dabei das Finden geeigneter Flächen für Anbau und Abgabe. Das hat einerseits viel mit den Abstandsregeln zu tun, die für das befriedete Besitztum der Anbauvereinigungen gelten sollen und vielerorts kaum Spielräume für zulässige Flächen lassen. Zum anderen stellt sich mit Blick auf Investitions- und Anlaufkosten (übrigens mit 66% die zweitgrößte Herausforderung) die Frage, welche Flächen für den Anbau überhaupt verfügbar und mit überschaubarem Aufwand nutzbar wären. Naheliegend sind hier Anbauflächen im gewerblichen Gartenbau.
Wir haben deshalb mit André Becker einen Experten auf diesem Gebiet um eine Einordnung und Einschätzung in Form des folgenden Gastbeitrags gebeten. André ist Cannabis-Enthusiast und Diplomingenieur für Gartenbau, hat viele Jahre Praxiserfahrung im Obst- und Gemüsebau und arbeitet aktuell als Anbauberater für Vortus B.V.
Die Produktion von Erzeugnissen im deutschen Gartenbau findet im Freiland und im geschützten Anbau statt. Letzteres umfasst einfache Folientunnel, Gewächshäuser bis hin zu vertikalen Indoor-Anlagen. Prinzipiell unterscheidet sich die Erzeugung von gärtnerischen Produkten wie Fruchtgemüse nicht sehr stark vom Cannabis-Anbau. Eine Umstellung der Produktion von einem auf das andere ist kaum mit Schwierigkeiten verbunden: Pflanzenbedürfnisse erkennen, auf Witterungsverhältnisse reagieren und ein optimales Wachstumsklima schaffen – dies ist die tägliche Challenge und das Knowhow des Gärtners im geschützten Anbau.
Die Nutzung kostenloser Sonnenenergie ist ein wirtschaftlicher Vorteil für Folientunnel und Gewächshäuser gegenüber der Indoor-Anlage. Folientunnel sind eine Zwischenstufe von Gewächshaus und Freiland. Der Anbau ist geschützter als im Freiland, aber die Erntemengen pro qm sind geringer als im Gewächshaus, und die Qualität ist schwerer zu kontrollieren. Die Investition in einen Tunnel ist aber eine kostengünstige Lösung, wenn kein bestehendes Gewächshaus oder erst recht keine Indoor-Flächen zur Verfügung stehen.
In einem Gewächshaus können optimale Wachstumsbedingungen geschaffen werden. Es kann in mehrere Abteilungen aufgeteilt und mit Energie- und Dunkelschirmen, Bewässerungs-, Heiz-, CO2- und Kunstlichtsystemen ausgerüstet werden – je nach Bedarf und Finanzmitteln des Clubs. Ein Klimacomputer steuert alle Abteilungen einzeln an. Der Grad der Ausstattung und die Fähigkeit, diese optimal einzustellen und zu nutzen, bestimmt die Qualität und Quantität der Ernte.
Je größer ein Gewächshaus, desto größer ist der Flächenkostenvorteil. Es gibt kaum noch Gewächshäuser im gewerblichen Anbau, die kleiner als 2 Hektar sind. Dies entspricht 20.000 qm! Kleinere Häuser produzieren zum größten Teil für den Direktverkauf, um höhere Produktionskosten auszugleichen. Alles unterliegt der Flächen-, Energie- und Arbeitsoptimierung.
Grundsätzlich sind Gewächshäuser eine durchaus praktikable Möglichkeit für CSCs, den Anbau mit und für die Mitglieder zu realisieren. Für einen Club von 500 Mitgliedern braucht es eine Gesamtanbaufläche von ca. 500 qm bei einer jährlichen Erntemenge von 1 bis 1,5 kg/qm (unter Berücksichtigung von Neben- und Verkehrsflächen). Das ist mit Blick auf die Dimensionen gewerblicher Gewächshäuser eine verhältnismäßig kleine Fläche.
Davon ausgehend bieten sich verschiedene Möglichkeiten:
Auch wenn der Indoor-Anbau in puncto Sicherheit (inkl. Erntesicherheit) und Qualität natürlich das Maß aller Dinge ist, können Gewächshäuser sicher helfen, den Flächenbedarf von CSCs in Deutschland zu bedienen. Sie sind auch eine Möglichkeit, relativ zügig und mit relativ überschaubarem Investitionsaufwand mit dem Anbau zu starten – um dann ggf. später auf Indoor-Anbau umzustellen. Die drei Anbaumethoden Indoor, Outdoor und Greenhouse hat CSC Maps hier auch im Überblick beleuchtet.
Wenn ihr als angehender CSC Fragen, Anmerkungen oder Beratungsbedarf zu dem Thema habt, hinterlasst gern einen Kommentar unter diesem Artikel.