Nächstes Interview mit einem CSC – dieses Mal verschlägt es uns nach München. Wir sprechen mit Ralf Kannheiser vom CSC München (Hanf im Glück) per Videochat. Euch erwartet ein spannendes Interview mit Einblicken in Themen wie Cannabisanbau im CSC, Finanzierung, erwartete Cannabispreise, die Produktpalette und weitere Themen!
CSC-Maps: Grüß Dich Ralf, freut uns, dass wir heute miteinander reden. Sag mal, wie viele Hanf im Glück Filialen betreibt ihr momentan eigentlich?
Ralf Kannheiser: Grüßt Euch, die Freude ist ganz auf meiner Seite. Momentan betreiben wir 11 Filialen in DE.
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CSC-Maps: Okay, interessant, habt ihr vor, aus den Filialen direkt CSC’s zu machen?
Ralf Kannheiser: Für den Anfang wäre das zu viel auf einmal. Aber ja, langfristig wollen wir mit unseren Partnern an jedem Hanf im Glück Standort (sowie in einigen weiteren Städten) einen Social Club eröffnen. Wir starten zunächst in München und werden unser Konzept dann schrittweise an jedem Standort umsetzen. Dieser Ansatz gewährleistet, dass jeder, der sich für eine CSC-Mitgliedschaft an einem HIG-Standort angemeldet hat oder diesen betreibt, die erwarteten Leistungen erhält. Wir möchten transparent arbeiten und sicherstellen, dass unsere Pläne klar kommuniziert und verlässlich umgesetzt werden können.
CSC-Maps: Das macht natürlich Sinn! Wird der momentane Laden in München dann als Clubhaus vom CSC fungieren?
Ralf Kannheiser: Die Frage nach der Zukunft ist aufgrund der aktuellen politischen Hängepartie leider etwas komplex. Wir haben zahlreiche Pläne entwickelt, doch mit deren Umsetzung müssen wir logischerweise warten, bis die Regierung endlich einen klaren Kurs festgelegt hat. Unsere Überlegungen beinhalten vielfältige Konzepte, die flexibel genug sind, um auf verschiedene Gesetzgebungen reagieren zu können. Wir sind gut vorbereitet, um je nach finaler Gesetzeslage und individuellen Gegebenheiten vor Ort (Stichwort Abstandsregelungen und Sicherheit) auch Geschäfte als Abgabestellen nutzen zu können. In Bayern sagen wir in solchen Fällen “Schau ma moi, dann seng ma’s scho” (Dt. schauen wir mal was kommt)
CSC-Maps: Du bist ja besonders mutig, einen CSC in Bayern zu eröffnen, hast du gar keine Angst vor dem bayerischen „Cannabis SEK“, das ja installiert werden soll?
Ralf Kannheiser (lacht): Ich habe leider bereits Erfahrungen mit dem normalen SEK gemacht, daher empfinde ich nicht allzu viel Angst. Bei einer Razzia im Jahr 2019 wurden nicht nur meine Geschäfte, sondern auch meine Wohnung in filmreifer Manier gestürmt, ohne dass sie einen Haftbefehl vorweisen können. Recht viel schlimmer kann es denke ich nicht werden, aber wir alle haben auch viel aus der bayerischen Repression gelernt. So werden wir uns zum Beispiel dafür einsetzen, dass alle Cannabis Clubs in unserem Netzwerk so regelkonform wie irgend möglich betrieben werden, damit die Behörden jederzeit gerne vorbeischauen können, ohne sich oder uns unnötigen Mehraufwand zu verursachen.
CSC-Maps: Okay, das ist natürlich krass und umso bewundernswerter, dass du darüber lachen kannst. Übrigens. Ihr wärt natürlich mit Euren Läden ein super Kandidat für Säule 2 des anstehenden Gesetzesentwurfs und den damit verbundenen Fachgeschäften gewesen.
Ralf Kannheiser: Das stimmt natürlich, ist für uns zum aktuellen Zeitpunkt aber eher zweitrangig. Wir freuen uns aktuell erstmal, dass die ungerechtfertigte Cannabis-Prohibition sowie die unverhältnismäßige Verfolgung von Konsumenten endlich zu Ende gehen werden und wir im legalen Rahmen unserer Leidenschaft nachgehen können: Menschen aufzuklären und ihnen sicheren Zugang zu hochqualitativem wie erschwinglichem Cannabis zu verschaffen. Säule 2 des CanG wäre natürlich eine super Erweiterung und könnte auch finanziell sehr interessant sein, aber jetzt geht es erstmal darum, jahrzehntelanges Unrecht zu beenden und Cannabis von seiner Stigmatisierung zu befreien.
CSC-Maps: Wie wollt ihr Anbauen? Indoor ?, Outdoor oder Greenhouse?
Ralf Kannheiser: Ganz richtig, das erfordert jedoch eine sehr präzise Vorbereitung, da wir monatlich ernten wollen und bei der Konzeption so einige – leider noch nicht final formulierten – rechtliche Vorgaben bezüglich der Anlage selbst sowie zur Produktqualität zu beachten haben werden. Da wir zudem auch andere kritische Faktoren wie individuelle Umweltanforderungen der Strains in einem begrenztem Raum oder den nicht vorhandenen Spielraum für Fehler (es darf eigentlich keine Ausfälle oder zu geringen Erträge geben) in unsere Planung mit einbeziehen müssen, werden wir zu Beginn nur 2-3 eigene Strains kultivieren. Langfristig planen wir aber, diese Palette zu erweitern und weitere Sorten anzubauen.
CSC-Maps: Zwei bis drei gute Strains anzubauen ist auch schon eine Challenge, da geben wir dir Recht.
Ralf Kannheiser: Diese Vorgehensweise hebt uns, glaube ich, aber auch von anderen Clubs ab. Indem wir uns von Anfang an auf den Anbau unserer eigenen Genetiken konzentrieren, können wir viele Risiken wie zu geringe oder komplett ausfallende Ernten minimieren. In anderen Ländern konnten wir bereits einige Durchläufe mit diesen Sorten realisieren und wissen daher, was die Pflanzen brauchen, wofür sie anfällig sind und wie wir ihr volles Potential ausschöpfen können. Statt vieler durchschnittlicher Strains können sich unsere Mitglieder also auf ein überschaubares Sortenangebot einstellen, das sich eher durch Qualität und Exklusivität auszeichnen wird. Wir hören auch von vielen anderen Herangehensweisen, die unserer Meinung nach aber sehr risikoreich sind. Die werden sich wahrscheinlich noch viel umschauen.
CSC-Maps: Wer wird für den Grow zuständig sein?
Ralf Kannheiser: In unserem Grow-Team werden mehrere Fachleute agieren. Wir werden Experten auf jedem Gebiet haben, sei es die Produktion der Stecklinge oder die Verantwortlichkeit für Substrat und Nährstofflösungen. Jeder Bereich erfordert spezifisches Fachwissen, und eine einzige Person kann das nicht allein bewältigen. Daher haben eine Gruppe von Experten mit zum Teil Jahrzehnten Erfahrung in ihren jeweiligen Bereichen als Mitglieder gewinnen können.
CSC-Maps: Habt ihr euch bereits für eine Anbaumethode entschieden?
Ralf Kannheiser: Das kommt tatsächlich ganz auf den Strain an, aber in der Regel haben wir vor, mit Tröpfchenbewässerung und individuellen Substratmischungen zu arbeiten. Es wird aber sicher auch mal Durchgänge auf Living Soil oder Coco geben.
CSC-Maps: Habt ihr euch schon Gedanken gemacht, wie groß eure Anbaufläche werden soll?
Ralf Kannheiser: Wir haben uns erst vor kurzem eine potenzielle Fläche angeschaut, die sich auf 500m2 beläuft. Das ist eventuell ein bisschen zu viel, allerdings ist es ja in der Regel immer besser, zu viel als zu wenig zu haben. Generell gehen wir von mindestens 300m2 aus, die wir bräuchten, um unser Konzept in die Tat umzusetzen.
CSC-Maps: Das Gefühl haben wir auch. Auch was den Investitionsaufwand betrifft, sind da einige noch recht naiv unterwegs. Die Finanzierung ist ja auch ein großes Thema bei den CSCs, von der Bank einen Kredit zu erhalten, wird da sicherlich nicht so einfach.
Ralf Kannheiser: Das ist eine Einschätzung, die ich auf jeden Fall mit dir teile. Derzeit besteht noch sehr viel Unsicherheit, aber auch Unwissen hinsichtlich der Finanzierung für Cannabis Social Clubs. Eventuell wird das finale Gesetz da für etwas mehr Klarheit sorgen. Sollte das nicht der Fall sein, dann wird es bei den meisten Clubs wohl auf die Trial and Error Methode hinauslaufen. Wir von Hanf im Glück haben auch für die Finanzierung verschiedene Optionen erarbeitet. Ein Kredit von der Bank ist eine davon. Mir ist aber auch bewusst, dass wir als erfolgreiches Unternehmen hier andere Voraussetzungen bei den Finanziers haben als ein Club bestehend aus Privatpersonen.
Eine weitere Möglichkeit, die wir uns näher angeschaut haben ist die Mitgliederfinanzierung. Hierbei gibt es interessante Konzepte von der Investition durch ausgewählte Personen (z.B. Gründungsmitglieder oder Vorstände) bis hin zur Verteilung der benötigten Investitionssumme auf alle Mitglieder. Doch ganz egal, für welche Finanzierungsstruktur wir uns am Ende entscheiden werden. Sie wird so transparent und fair wie möglich sein.
CSC-Maps: Das einzelne Mitglieder investieren können, plant der CSC-Rheinblüte aus Krefeld ebenfalls. Das sind dann sogenannte Micro-Investments. Die jeweiligen Mitglieder erhalten eine gute Verzinsung sowie diverse Extras on Top (bspw. erste 50 Gramm for free o.ä.). Vergleichbar mit einem klassischen Crowdfunding.
Ralf Kannheiser: Absolut, eine seriöse Herangehensweise und eine transparente Kommunikation der Rahmenbedingungen ist unerlässlich, wenn es um Finanzierungsmodelle dieser Art geht. Es ist wichtig, alle Aspekte sorgfältig zu prüfen, um potenzielle Probleme zu vermeiden. Das gilt allerdings für beide Parteien. Man braucht schon ziemliches Vertrauen oder ein gewisses Insider-Wissen, um erstmal einen geeigneten Club für sich zu finden und diesen dann noch durch ein Investment zur Aufnahme seiner Arbeit zu befähigen. Was, wenn man aufs falsche Pferd setzt und der gewählte Club am Ende nichts oder nur schlechte Qualität liefern kann?
CSC-Maps: Wie schätzt du grob die Anlaufkosten für einen CSC?
Ralf Kannheiser: Um das Projekt gescheit aufzusetzen, benötigt es etwa 500.000€. Dieser Betrag berücksichtigt alle Kosten für die Anschaffung von Ausrüstung, Umbaumaßnahmen, Kaution, Miet- und Nebenkosten für Räumlichkeiten, Personalkosten und eventuelle rechtliche Anforderungen. Eine detaillierte Finanzplanung würde alle relevanten Faktoren einbeziehen, um sicherzustellen, dass die Mittel effektiv und effizient genutzt werden.
CSC-Maps: Das ist dann allerdings ordentlich gescheit!
Ralf Kannheiser: An der Stelle ist wohl eine Klarstellung angebracht. Diese Summe kommt dann zustande, wenn man eine Growanlage konzipiert, die jeden Monat 25kg Cannabis auf GMP-Standard produzieren kann. Da gibt es dann einfach ein paar zusätzliche Anforderungen an die verwendete Technik und die generelle Ausstattung der Räumlichkeiten, die ordentlich zu Buche schlagen. Außerdem enthält diese Summe neben den oben genannten Punkten auch den erforderlichen Einkauf von externem Know-How, das für die Einhaltung aller Regularien und die Gewährleistung von Produktsicherheit und -qualität unerlässlich sein wird.
CSC-Maps: Ist der „CSC Hanf im Glück“ in München bereits gegründet?
Ralf Kannheiser: Wir sind momentan in Gründung. Wir sind das erste Mal, aufgrund von Illegalität, abgelehnt worden, da das Gesetz ja noch nicht verabschiedet wurde. Wir hatten zwar extra geschrieben, dass wir erst aktiv tätig werden, sobald das Gesetz verabschiedet wird, aber wurden dennoch abgelehnt. Nun haben wir den zweiten Antrag gestellt und warten momentan noch ab, was jetzt dabei rumkommt.
CSC-Maps: Dürfen sich denn noch potenzielle Mitglieder bei Euch melden?
Ralf Kannheiser: Melden dürfen sich grundsätzlich alle, also voranmelden, um genau zu sein. Es gibt keine Garantie, dass du mit reinrutschst. Bei uns zählt die Devise: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Sobald wir sehen, dass die Nachfrage an einem Standort zu groß ist, werden wir dort mit einem zweiten Team zeitnah den nächsten CSC eröffnen. Unser Ansatz basiert auf einem Netzwerkmodell, in dem Wissen und Ressourcen geteilt werden. Gleichzeitig beschäftigen wir uns aber auch mit Modellen, bei denen die Produktionsstätte nicht am selben Ort ist wie die Abgabestelle, was ja möglich zu sein scheint, seit das Transportverbot gekippt wurde.
CSC-Maps: Mit dem Transportverbot hast du Recht, wobei da ein Widerspruch im Gesetz vorhanden ist, denn es steht im Gesetz, dass alle Mitglieder eigenhändig am Grow mitwirken sollen. Mal angenommen, dein Grow findet 100 km von München entfernt statt, fährst du deine Mitglieder dann alle via Bus da raus, damit die sich um den Grow kümmern?
Ralf Kannheiser: Die Auslegung dieser Stelle im Gesetz bedarf auf jeden Fall noch einiges an Klärung finden wir. Wenn wir wirklich alle 500 Mitglieder durch den Grow laufen lassen müssen, um legal operieren zu können, dann müsste man die Investitionen direkt von 500.000 € auf 2,5 Millionen erhöhen. Alle Vorkehrungen in Bezug auf Hygiene und Sicherheit der Anlage müssten umgedacht werden und die Anlage müsste auch platztechnisch an ein so hohes Personenaufkommen angepasst werden. Zudem würden 500 ein- und ausgehende Helfer die Kosten für Einlasskontrollen, Reinigung, Verbrauchsmaterialien und Strom deutlich in die Höhe treiben. Von den damit einhergehenden Risikofaktoren, die jeden Versicherungsbeitrag erhöhen würden und die Qualität des Endprodukts gefährden, mal ganz zu schweigen. In so einem Szenario einen Qualitätsstandard aufrechtzuerhalten und gleichzeitig kosteneffizient zu arbeiten halte ich persönlich für unmöglich.
CSC-Maps: Wir sind aber zuversichtlich, dass wir das aus dem Gesetz, zumindest gemildert, rausbekommen.
Ralf Kannheiser: Das glaube ich auch. Denn sind wir mal ehrlich, das ist doch einfach nur gesunder Menschenverstand
CSC-Maps: Möchtet ihr auch Hash anbieten?
Ralf Kannheiser: Das ist definitiv ein spannender Aspekt. Wir haben das Glück, mit einer europäischen Koryphäe der Hashishproduktion zusammenzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit eröffnet aufregende Möglichkeiten für unsere Clubs und ihr Angebot. Unser Partner verfügt über tiefgreifendes Fachwissen und jahrzehntelange Erfahrung im Bereich Hash, was sich direkt auf die Qualität und Vielfalt unserer Produkte auswirken wird. Soweit es das Gesetz erlaubt, werden wir uns auf Besonderheiten wie Fresh-Frozen-Produkte, Dry Sift, Statics und Piatella cured Hash konzentrieren. Es ist unser Ziel, nicht nur erstklassige Produkte bereitzustellen, sondern auch Wissen und Erfahrungen im Bereich Hash an unsere Clubs weiterzugeben.
CSC-Maps: Wir haben übrigens auch von eurem CSC-Pilotprojekt in Barcelona gehört, wie lange ist dieser schon in Betrieb?
Ralf Kannheiser: Mit intensiver Vorbereitung haben wir uns über einen Zeitraum von drei Jahren dem CSC-Thema gewidmet und den Garden CSC dann letztes Jahr im Sommer eröffnet. Ein super lehrreiches Projekt, aber in der Tat keine einfache Aufgabe. Nicht nur, weil die Konkurrenz in Barcelona so groß ist, sondern vor allem weil wir uns im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern strikt an die rechtlichen Vorgaben halten und Qualität, Beratung, Aufklärung sowie den Community-Aspekt in den Fokus rücken statt bunte Cali-Packs an Touristen abzugeben.
CSC-Maps: Wie viele Sorten bietet ihr dort an und in welchem Preissegment liegen diese?
Ralf Kannheiser: Derzeit haben wir zwischen 18 und 20 verschiedene Weed-Sorten im Sortiment, dazu kommen 8 Hash-Sorten, 8 CBD-Varianten und eine Auswahl an Besonderheiten.
CSC-Maps: Das klingt nach einem stabilen Portfolio und werden wir uns mal vor Ort anschauen.
Danke für das interessante Gespräch, es hat uns wirklich Spaß gemacht.