In der Social-Club-Szene tut sich einiges. So auch beim „CSC Niedersachsen“ aus Schortens: Wir sprechen mit den Gründern Petra & Hendrik und werfen einen Blick auf die Hürden und Herausforderungen bei der Gründung und dem Aufbau eines Cannabis Social Clubs.
Inhaltsverzeichnis
CSC-Maps: Was treibt euch an, einen CSC zu gründen?
Hendrik: Die ersten Gedanken daran kamen uns mit dem vergangenen Regierungswechsel. Als dann im April das zwei Säulen-Programm von Karl Lauterbach vorgestellt wurde, waren wir ganz elektrisiert und haben uns intensiv mit CSCs auseinandergesetzt. Anschließend haben wir den festen Entschluss gefasst, einen eigenen CSC zu gründen.
CSC-Maps: Einen CSC zu gründen ist sicherlich nicht ganz einfach und lässt sich mit der Gründung eines Unternehmens vergleichen.
Petra: Es ist meines Erachtens sogar noch schwieriger! Ein Unternehmen hast du schneller gegründet. Die Gründung eines CSCs scheitert oft schon an den Amtsgerichten, die momentan noch keinen Schimmer haben, was sie mit CSCs anfangen sollen. Die Ämter fühlen sich von der Regierung ebenfalls allein gelassen und wissen gar nicht, wie sie mit dem Thema umgehen sollen. Wir hatten Glück und haben schlussendlich eine Eintragung erhalten.
CSC-Maps: Ist das Thema Gemeinnützigkeit für euch von Interesse?
Petra: Nein, das wurde vom Finanzamt direkt abgeschmettert. Lauterbach hat gesagt, dass Anbauvereinigungen keine Gemeinnützigkeit haben dürfen. Es gibt sogar alte CSCs, die eine Gemeinnützigkeit haben und nun nochmals eine zusätzliche Anbauvereinigung gründen müssen, weil ein CSC halt kein Kulturverein mehr ist, wie es früher vielleicht mal der Fall war.
CSC-Maps: Habt ihr schon alle Funktionen an Bord, Growmaster etc.?
Hendrik: Wir haben schon ein kleines Kernteam zusammengestellt, müssen die Kompetenzen jedoch noch erweitern.
Petra: Momentan gibt es einen designierten Vorstand, der da besteht aus 1 und 2 Vorsitzenden sowie Kassenwart, Schriftführer usw. Diese Positionen müssen noch bei einer Mitgliederversammlung beschlossen werden, soweit sind wir aber noch nicht. Wir warten auch noch auf das finale Gesetz.
CSC-Maps: Mit wie vielen Mitgliedern rechnet ihr für Euren Verein? – Wollt ihr auf Volllast fahren?
Hendrik: Auf jeden Fall möchten nicht auf Volllast mit 500 Mitgliedern gehen. Je nach Abgabemenge gehen wir von maximal 200 Mitgliedern aus. Bei 200 Mitgliedern hat man noch eine gute Übersicht und wir hätten auch die Kapazitäten, um den Grow abzubilden. Bei 500 Mitgliedern hast du mehr Arbeit und alles ist viel komplizierter.
CSC-Maps: Interessant, wir haben bereits des Öfteren gehört, dass Vereine max. 200 bis 250 Mitglieder haben möchten. Man könnte ja auch die Haltung haben, dass man auf Volllast fährt, um höhere Umsätze für den Verein und die Gehälter zu generieren.
Petra: Ja, welche Gehälter denn?
CSC-Maps: Natürlich darf auch nicht gewinnorientierter Verein seinen Mitarbeitern ordentliche Gehälter auszahlen. Ausschließlich Leute im Grow dürfen nur geringfügig beschäftigt werden.
Petra: Dieser Abschnitt ist im Gesetz nicht klar definiert und daher noch nicht zu 100% verständlich für uns. Danke für den Tipp. Wir machen uns da aber mal schlau.
Anmerkung der Redaktion: Petra hat uns zwischenzeitlich mitgeteilt, dass sie in der Sache weitergekommen ist und sich ausführlich mit einem Steuerberater, der viele Vereine betreut, ausgetauscht hat. Er sagt, dass auch nicht gemeinnützige und nicht wirtschaftlich tätige Vereine, teilweise wirtschaften können und dürfen.
CSC-Maps: Habt ihr euch bereits Gedanken zum Cannabis-Anbau im Verein gemacht und eventuell sogar schon eine passende Location?
Hendrik: Wir haben bereits große Kellerräume, die wir perfekt nutzen können, um dort anzubauen. Dafür benötigen wir ca. 20.000€ – 25.000 € , um die Räume optimal für den Grow auszustatten. Sollten wir uns für einen Hydroponik-Grow entscheiden, müssten wir natürlich mehr investieren. Ich finde das Thema Hydro schon sehr interessant und möchte mich damit in Zukunft intensiver beschäftigen.
CSC-Maps: Wie umfangreich möchtet ihr eure Produktionsstätte ausstatten und mit welcher Größe rechnet ihr?
Hendrik: Wir haben den Grow auf verschiede Räume aufgeteilt. 1x großer Blütenraum 2x Aufzuchträume 1x Trocknungsraum sowie eine kleine Ecke für ein Labor. Das Ganze soll erstmal auf ca. 100qm stattfinden.
CSC-Maps: Wie finanziert ihr das Ganze?
Petra: Die Finanzierung ist noch ein Problem, was es zu lösen gilt. Zunächst werden wir die Mitgliedsbeiträge dazu verwenden und wenn dies nicht reicht, müssen wir über Sonderumlagen nachdenken oder/und einen Investor finden.
CSC-Maps: Wisst ihr schon, wie viele Strains ihr Anbauen werdet?
Hendrik: Wir haben eine WhatsApp-Gruppe, in der wir mit den bereits vorhanden Mitgliedern im Austausch stehen und haben dort gefragt, welche Strains gewünscht sind. Am beliebtesten sind neben White Widow die verschiedenen Haze-Sorten, ganze vorne steht da ganz klar Amnesia Haze. Das sind natürlich ganz klar die Standardsorten. Ich würde daher auch gerne eine Mischung aus starken Indica- sowie Sativa Sorten und auch einige sanfte Sorten mit einem geringen THC-Gehalt anbieten. Mit 4-5 Sorten wären wir zufrieden.
CSC-Maps: Mit welcher Abnahmemenge pro Mitglied rechnet ihr im Monat?
Hendrik: Auch hier stehen wir bereits mit den ersten Mitgliedern in Kontakt. Kaum jemand hat 50 Gramm angegeben. Einige möchte auch noch alle zwei bis drei Monate was haben. Der grobe Durchschnitt liegt bei 15-20 Gramm pro Mitglied und Monat. Wir kalkulieren aber mit 25 Gramm.
CSC-Maps: Habt ihr vor auch Haschisch anzubieten?
Hendrik: Hier fehlt uns noch die Erfahrung. Daher werden wir es nicht von Anfang an anbieten. Zunächst möchten wir mit Haschisch rumexperimentieren und schauen was dabei rumkommt.
CSC-Maps: Was stört euch am momentanen Gesetzesentwurf am meisten?
Petra: Die Gelegenheitskonsumenten fallen bei dem derzeitigen CanG völlig durch Raster. Diese müssten ja den jeweiligen Clubbeitrag sowie die jeweilige Abnahmemenge als Monatsbeitrag zahlen. Und das Ganze muss noch auf drei Monate (Mindestmitgliedschaft) festgelegt werden. Somit wären alle Gelegenheitskonsumenten, die ab und zu mal einen Joint rauchen, in ihre Hintern gekniffen. Die landen somit wieder auf dem Schwarzmarkt. Das halte ich für absoluten Quatsch und gehört geändert! Als nächstes natürlich das Konsumverbot, da fehlt uns die Sinnhaftigkeit! Ebenfalls finden wir das Werbeverbot totalen Nonsens. Wir müssen doch wohl informieren dürfen!
CSC-Maps: Absolut – informieren sollte kein Problem sein. Insbesondere die Auffindbarkeit muss ja gewährleistet sein, da auch Außenwerbung nicht erlaubt sein soll. Auch aus diesem Grund haben wir CSC Maps ins Leben gerufen, damit jeder seinen passenden Cannabis Social Club finden kann: Transparent und übersichtlich.
CSC-Maps: Mit was für einem Abgabepreis rechnet ihr?
Hendrik: Das richtet sich bei uns ganz nach der Abgabemenge. Wenn du 50 Gramm im Monat abnimmst, zahlst du z.B. nur 5,00€ pro Gramm. Bei geringeren Mengen liegt der Preis bei max. 12,00 €.
Petra: Die Kalkulation der Preise ist nur vorläufig und bezieht sich auf den aktuellen Stand des Gesetzesentwurfes. Wenn wir den Clubbeitrag wieder von der Abnahmemenge lösen dürfen, dann können wir anders agieren und auch ganz andere Preise anbieten.
CSC-Maps: Was denkt ihr, werden die größten Herausforderungen für euch?
Hendrik: Wir denken, dass die größte Herausforderung wird sein, die Genehmigung überhaupt zu erhalten und langfristig auch zu behalten.
Petra: Natürlich ist die Finanzierung auch ein großes Thema, aber wir vertrauen hier auf unser Konzept und hoffen, dass wir gut damit fahren.
CSC-Maps: Habt ihr schon ein Clubhaus für den CSC Niedersachsen?
Hendrik: Ja, wir haben bereits ein Clubhaus. Das haben wir dieses Jahr in schöner Holzbauweise errichtet, ein Holzhaus mit rund 70qm. Wir haben uns auch schon ein Konzept überlegt mit Tresen, Dart-Ecke, Kicker, Couch und Nintendo. Es soll gemütlich werden, quasi ein Ort, wo sich die Vereinsmitglieder wohl fühlen und Spaß haben.
Petra: Im Sommer gehört noch ein riesiger Garten mit Hängematten und Chill Ecken dazu, der auch komplett eingezäunt sowie blickdicht ist.
CSC-Maps: Das klingt toll. Vielen Dank für das Interview und Euch alles Gute.