Dem gesamten Team von CSC Maps machen die Interviews mit den Clubs viel Spaß. Die Gespräche sind jedes Mal sehr konstruktiv – so auch in diesem Interview mit einem CSC aus Krefeld, dem CSC Rheinblüte. Wir führen das Interview mit Johannes Engelhardt, Mitgründer und Vorsitz des CSC, via Videokonferenz.
Inhaltsverzeichnis
CSC Maps: Hallo Johannes, wie findet Ihr den aktuellen Entwurf des CanG? Was freut und was stört Euch besonders?
Johannes Engelhardt vom CSC Rheinblüte aus Krefeld: Insgesamt ist der Entwurf ein Schritt in die richtige Richtung. Besonders freut uns die Idee mit den Anbauvereinen, also dass Cannabisfreunden der Zugang zu sauberem Cannabis ermöglicht wird und die Leute nicht mehr den Risiken von kontaminiertem Material ausgesetzt sind. Das unterstützt direkt den Gesundheitsschutz und gräbt dem aktuellen Markt das Wasser ab. Der Zugang für Interessierte und Konsumenten wird durch das Gesetz erleichtert – man hat mehr Optionen, an gutes Gras zu kommen, als in der Vergangenheit.
Zudem sollte dadurch auch eine Entlastung des Steuerzahlers anstehen. Unsinnige Einsätze und Verfahren im Bezug zu Cannabis hören dann hoffentlich auf und die Ressourcen können sinnvolleren Dingen gewidmet werden.
CSC Maps: Wie seid Ihr überhaupt auf die Idee gekommen einen CSC zu gründen und seit wann beschäftigt Ihr Euch schon konkret mit dem Thema?
Johannes Engelhardt: Der Wunsch oder der Traum, so ähnlich wie in den Niederlanden oder Barca einen Club oder Shop zu führen, besteht schon lange. Anstoß für die Idee zu einem CSC war dann der 2 Säulen Plan Anfang des Jahres. Da konkretisierten sich die Gesetzesvorhaben und die Rahmenbedingungen für den Anbau wurden klarer und wir fingen an zu recherchieren und zu kalkulieren. Die Gelegenheit dürfen wir uns auf jeden Fall nicht entgehen lassen – so viel ist klar.
Aus der anfänglichen euphorischen Aufbruchsstimmung ging dann eine Hand voll Leute hervor, die genug Motivation hatten bzw. engagiert genug waren, um dann tatsächlich Arbeit, Zeit und Geld zu investieren, um die Ideen umzusetzen. Und weiß Gott, es ist eine Arsch voll Arbeit so einen Anbauverein aufzubauen. Man macht sie aber gern – ist halt eine Herzensangelegenheit.
CSC Maps: Ist der Verein schon gegründet und eingetragen?
Johannes Engelhardt: Der CSC Rheinblüte Krefeld ist offiziell gegründet und die Gespräche mit den Behörden bezüglich der Eintragung als Verein laufen, also mit dem lokalen Amtsgericht – Finanzamt und Registerstelle.
CSC Maps: Strebt Ihr Gemeinnützigkeit an?
Johannes Engelhardt: Das sind die Gespräche, die wir gerade mit dem Finanzamt führen. Im Optimalfall: Ja!
CSC Maps: Wie viele seid Ihr schon im Präsidium und wen sucht Ihr noch?
Johannes Engelhardt: Im Vorstand sind wir derzeit vier Leute, die Gründungsmitglieder. Herzlich Willkommen sind uns Mitglieder, die mit anpacken wollen. Vereins- und Steuerrechtliches oder juristisches Know How z.B. – oder weiteren Support beim Jugendschutz und Präventionsthema. Den ein oder anderen Posten im Vorstand und im Anbaurat haben wir auch noch zu vergeben, sobald der Club in den Anbaubetrieb geht und weiter wächst.
CSC Maps: Wie groß soll der Club denn werden?
Johannes Engelhardt: Wir haben uns auf ein gesundes Wachstum geeinigt. Klar – langfristig gesehen kann man die 500 Mitglieder anvisieren. Interessenten gibt es genug und wir möchten auch möglichst vielen Cannabisfreunden die Möglichkeit geben Mitglied zu werden. Ist aber halt auch alles eine Frage von Ressourcen – also in welcher Höhe man anfangs investiert. Größere finanzielle Risiken für die Gründer, den Verein und Investoren vermeiden wir natürlich. Wir splitten die Risiken auf durch Mikroinvestments im vierstelligen Bereich. Ja – und je nachdem wie viele Mikroinvestoren noch auf uns zukommen, kann man sicherlich über einen größeren Einstieg mal nachdenken. Das wird dann alles noch auf einer Versammlung demokratisch entschieden – je nach Status.
CSC Maps: Wie viele Mitglieder habt Ihr schon? Wie viele kommen wöchentlich dazu?
Johannes Engelhardt: Noch bewegen wir uns im zweistelligen Bereich bei der Mitgliederanzahl. Dies liegt daran, dass wir uns noch in der Phase der „Interessentenliste“ bewegen und offiziell noch gar keine Mitgliederverträge rausgeben. Interessierte können aber Kontakt aufnehmen und sich auf eine Art Warteliste eintragen. Und – Interessierte gibt es genug, die Liste füllt sich stetig – in der einen Woche mehr, in der anderen weniger. Wir sind gespannt, wo die Reise hingeht.
Austausch und Kommunikation
CSC Maps: Welche Kanäle nutzt Ihr für den Austausch mit Euren Mitgliedern? Wie oft und in welcher Form finden Treffen statt?
Johannes Engelhardt: Über die klassischen Kanäle wie Telefon, E-Mail oder eben Social Media tauschen wir uns aus mit den Mitgliedern. Mindestens 1x im Monat finden dann auch Treffen, an denen möglichst alle Mitglieder teilnehmen, statt – zumindest momentan noch. In kleinerer Vereinsrunde trifft man sich natürlich auch öfter oder macht eine Videokonferenz. Die Partys der Dancehall Station Essen sind auch immer ein sehr willkommener Wochenendtreff für alle Mitglieder und Interessierte – die können da gerne mit uns Face to Face connecten.
CSC Maps: Was sind Eure Ziele? Verein im Haupt- oder Nebenerwerb? Mit wie vielen Angestellten rechnet Ihr?
Johannes Engelhardt: Unsere Ziele sind eine sichere Versorgung der Mitglieder mit qualitativ hochwertigen Produkten und der Aufbau einer Gemeinschaft. Über Vollzeitstellen und Minijobs kann man jetzt noch nichts Konkretes sagen. Die anfallenden Arbeiten für den Verein werden derzeit ehrenamtlich durch das Engagement der Mitglieder erledigt. Das wird sich einpendeln, wenn der Anbaubetrieb dann startet und wird dann je nach Haushaltslage auf einer Mitgliederversammlung entschieden. Wenn die Arbeit überhandnimmt und droht liegen zu bleiben, muss man sicherlich über eine leistungsbezogene Vorstands- oder Anbauvergütung nachdenken. Detailliert einkalkuliert ist sie bis jetzt noch nicht.
CSC Maps: Mit welchen Investitionen rechnet Ihr?
Johannes Engelhardt: Investitionen werden für den Anfang im mittleren 5 Stelligen Bereich liegen – Vereinsorga, Gebäude, Equipment für Anbau und Abgabe – da kommt schon einiges zusammen.
CSC Maps: Wie wollt Ihr die Investitionen finanzieren? Inwieweit sollen/müssen sich die Mitglieder schon im Vorfeld daran beteiligen?
Johannes Engelhardt: Die Finanzierung läuft über Privatkapital und eine Art Förderprogramm. Cannabisliebhaber supporten den Auf- und Ausbau der Rheinblüte mit sog. Mikroinvestments im 4-stelligen Bereich. Dass heißt Mitgliedsdarlehen, die nach einer bestimmten Zeit dann auch gut verzinst zurückbezahlt werden.
Und sie läuft natürlich über das limitierte Bonusprogramm. Ich sag nur, das lohnt sich. Wer jetzt schon mit dem freiwilligen Aufnahmebetrag und Mitgliedsbeiträgen finanziell unterstützt, darf sich als Fördermitglied besonders auf die erste Ernte freuen. Eine klassische Win-Win Situation.
CSC Maps: Habt Ihr schon ein Clubhaus? Growfläche? Mit wie viel qm für den Anbau rechnet Ihr? Auf welche Technik setzt Ihr? Was für Lampen nehmt Ihr?
Johannes Engelhardt: Man kann uns schon postalisch erreichen. Anbauflächen und Abgabestellen gibt es auf Grund der gesetzlichen Bestimmungen, die sich im Detail auch noch mal komplett ändern könnten – derzeit noch nicht. Wir werden mit LED-Lampen anbauen. Für die ersten 100 Mitglieder sollte man schon um die 150qm einplanen – die verschiedenen Anbauzyklen brauchen ihren Raum.
CSC Maps: Wer ist bei Euch für den Grow verantwortlich? Wie viele Leute plant Ihr für den Grow ein? Und was haltet Ihr von der „Mitwirkungspflicht“ für alle Mitglieder?
Eine Mitwirkungspflicht gesetzlich vorzuschreiben ist in meinen Augen aber wirklichkeitsfremd.
Johannes Engelhardt: Für den Anbau werden die Leute mit grünem Daumen und genügend Erfahrung im Anbaurat zuständig sein. Dort wird sichergestellt, dass der Anbau reibungslos abläuft. Für den Anbaurat sind maximal 8 Mitglieder vorgesehen. „Aktiv beim Anbau mitwirken“ – so heißt es ja so schön konkret im CanG. Joa, wir werden uns im gesetzlichen Rahmen bewegen. Klar – In der Rheinblüte können alle Interessierten ihren grünen Daumen trainieren und beim Anbau aktiv mitmachen. Eine Mitwirkungspflicht gesetzlich vorzuschreiben ist in meinen Augen aber wirklichkeitsfremd.
CSC Maps: Wie viele Strains wollt Ihr anbieten? Wisst Ihr schon welche? Mit welchen THC-Gehalten?
Johannes Engelhardt: Die Sorten können bei uns ganz demokratisch von den Mitgliedern bestimmt werden – für die baut der Verein ja letztendlich an. Mit ca. 6 Strains sollten für den Anfang alle Bedürfnisse gedeckt werden können – geschmacklich, und von der Wirkung, dem Effekt her. Wir bauen so an, dass wir dem Bedarf der Mitglieder gerecht werden und jeder auf seine Kosten kommt.
CSC Maps: Welche Grow Methode nutzt ihr? –Hydroponik, Aeroponik oder klassisch auf Substrat?
Johannes Engelhardt: Bei uns werden verschiedene Systeme zum Einsatz kommen. Sowohl klassisch auf Erde – also Living Soil und auch Hydroponik natürlich.
CSC Maps: Mit welchen Anbau- und Abgabemengen rechnet Ihr?
Johannes Engelhardt: Die Anbaumengen hängen eng mit dem Konsumverhalten und der Struktur der Mitglieder zusammen. Unsere Türen stehen sowohl Gelegenheitskonsumenten und medizinal Nutzern, als auch regelmäßigen Genussverbrauchern offen. Die Anbaumengen werden sich mit den Abgabemengen einpendeln. Dabei gilt der Grundsatz: Lieber etwas mehr kalkulieren, um alle Mitglieder zufrieden zu stellen.
CSC Maps: Plant Ihr neben Blüten auch Hasch anzubieten? Und wie sieht es mit Extrakten und Edibles/Drinkables aus, falls diese im finalen Gesetz doch erlaubt sein sollten?
Johannes Engelhardt: Neben Blüten wird auch Hash angeboten – je nach Nachfrage. Alles weitere hängt vom Gesetz ab. Sehr gerne würden wir auch Extrakte, Edibles und Co. herstellen und anbieten, wenn wir dürften.
CSC Maps: Plant Ihr auch Nicht-Mitglieder mit Samen/Stecklingen für den Eigenanbau zu versorgen?
Johannes Engelhardt: Auch das wird sich zeigen – je nachdem wie die Nachfrage sein wird, ist das bestimmt machbar.
CSC Maps: Könnt Ihr schon was zu den geplanten Mitgliedsbeiträgen sagen?
Johannes Engelhardt: Vor dem Start der Cannabisabgabe gibt es bei uns den Förderbeitrag den Mitglieder entrichten, um am Bonusprogramm teilzunehmen und beim Aufbau des Clubs zu supporten. Ab dem offiziellen Abgabestart stehen unseren Mitgliedern dann verschiedene Club-Pakete zur Auswahl. Je nach Konsumverhalten können Mitglieder ihr Club-Paket aussuchen.
CSC Maps: Was sind aus Eurer Sicht die größten Herausforderungen für einen Cannabis Verein?
Johannes Engelhardt: Die größten Herausforderungen – joa, das hängt mit der Phase zusammen, in der sich der Verein gerade befindet. Da hat jede so ihre eigenen. Mal ist es der bürokratische Aufwand, mal die interne Orga. Die gesetzlichen Vorgaben gehören sicherlich zu den größten Hürden. Die Regelungen für Gebäude, Dokumentation, Satzung und Mitglieder sind nicht so einfach umzusetzen.
CSC Maps: Wann rechnet Ihr mit dem Start des Anbaus und der ersten Ernte?
Johannes Engelhardt: Der Start des Anbaus hängt von der Anbaugenehmigung ab. Die Behörde ist angehalten, den Antrag binnen 3 Monaten zu entscheiden.
CSC Maps: Das ist leider rausgeflogen und steht im aktuellen Gesetzentwurf nicht mehr drin.
Johannes Engelhardt: Krass, das ist uns gar nicht aufgefallen. Danke für den Hinweis. Das könnte natürlich zu der ein oder anderen Verzögerung bei der Lizenzvergabe führen. Wir bleiben aber optimistisch und gehen schon davon aus, dass die Blätter bei der ersten Clubernte nächstes Jahr noch an den Bäumen hängen. Wisst Ihr, welche Behörde letztlich für die Genehmigung der Clubs verantwortlich ist?
CSC Maps: Die Länder werden nach Inkrafttreten des Gesetzes jeweils entscheiden, welche Behörde für die Cannabis Clubs zuständig sein soll. Wir denken, dass wahrscheinlich die oberen Landesbehörden sich mit dem Thema befassen werden. Bezirksregierungen, Regierungspräsidien und Landesordnungsämter.
Aber zurück zum Grow. Mit welchen Kosten rechnet Ihr auf das Gramm, welcher Abgabepreis ist realistisch?
Johannes Engelhardt: Die Kosten pro Gramm hängen auch wieder stark mit gesetzlichen Vorgaben zusammen. Alle entstehenden Kosten, sowohl für die Orga, die Gebäude und den Anbaubetrieb müssen laut Gesetz von Mitgliederabgaben gedeckt werden. Stichwort Selbstkostendeckung. Momentan lässt sich sicher nur sagen: Mitglieder werden preis-leistungs-technisch auf ihre Kosten kommen – Safe!
CSC Maps: Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Euch alles Gute!