Nächstes Jahr betritt Deutschland Neuland in der Cannabispolitik: Cannabis Social Clubs werden legalisiert, und damit eröffnet sich eine völlig neue Dimension für Anbau, Abgabe und (evtl. auch) Konsum von Cannabis in einem regulierten, sichereren Rahmen. Diese Clubs, Vereine oder Genossenschaften, bieten ihren Mitgliedern den Zugang zu selbst angebauten Cannabisprodukten in einer kontrollierten Umgebung und unter strenger Einhaltung des Jugendschutzes.
Einer dieser aufstrebenden Clubs ist der CSC Moers (Cannabis Social Club HanfWerk Moers). In einem exklusiven Interview mit CSC Maps, der Plattform für Cannabis Social Clubs in Deutschland, gibt Dirk Müller (Vorstandsvorsitzender) Einblicke in die Visionen, Herausforderungen und Pläne des Clubs.
Inhaltsverzeichnis
Dirk sitzt an einem Tisch in einem Raum mit gotisch anmutenden Bögen, der an alte Gemäuer aus Italien erinnert. Wir führen das Interview per Videoschalte.
CSC Maps: Hallo Dirk, freut uns, dich kennenzulernen. Dürfen wir fragen, wo du gerade sitzt? Das sieht beeindruckend aus.
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Danke, freut mich. Das soll einer unserer Clubräume werden. Es gibt noch einiges zu tun, aber wir glauben, das könnte ein angemessener Rahmen für unsere Mitglieder sein
CSC Maps: Wir sind von den Räumen begeistert! Cool wäre natürlich, wenn man dort auch konsumieren dürfte. Gutes Thema. Wie findet ihr den aktuellen Entwurf des Cannabisgesetzes (CanG)?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Der aktuelle Entwurf des CanG ist ein ziemliches Bürokratiemonster und schafft viele Hürden für angehende CSCs sowie deren Mitglieder. Hier müssen in jedem Fall noch Nachbesserungen stattfinden.
CSC Maps: Wie seid ihr auf die Idee gekommen einen CSC zu gründen?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Wir haben uns erstmalig mit dem Thema auseinandergesetzt, als die Regierung ihre Pläne zur Legalisierung von Cannabis für lizensierte Fachgeschäfte veröffentlicht hat. Das hat uns veranlasst, dass wir am Markt Fuß fassen wollen. Nach der Bundespressekonferenz von Karl Lauterbach im April in der er Fachgeschäften erstmal eine klare Absage erteilt hat, trat dann erstmal eine große Ernüchterung bei uns ein. Irgendwann wurde uns aber klar, dass Cannabis Social Clubs auch eine Chance darstellen.
CSC Maps: Habt ihr schon gegründet?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Wir sind momentan in der Gründungphase und warten noch ein bisschen ab. Das hat auch strategische Gründe. Wir würden gerne den Status der Gemeinnützigkeit erlangen. Hierzu stehen wir im intensiven Austausch mit dem Finanzamt. Hier wird beispielsweise die geplante Satzung zu Prüfung vorgelegt. Für unsere endgültige Vereinssatzung warten wir auch noch auf die verabschiedete Fassung des Gesetzes. Wir möchten ganz auf Nummer sicher gehen und gründen dann.
CSC Maps: Was ist Euch für Euren Verein besonders wichtig?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Mit der Gründung eines Vereins, möchten wir unseren Mitgliedern einen bestmöglichen Service sowie Mehrwert bieten.
CSC Maps: Was darf man sich konkret darunter vorstellen?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Wir haben z.B. unseren Club ganz bewusst für den Anfang auf 200 Mitglieder begrenzt. Dies hat folgenden Hintergrund: Neben den Räumlichkeiten, die wir zur Verfügung stellen, möchten wir etwas Außergewöhnliches schaffen. Sowohl das Ambiente als auch unsere Produkte sollen eine gewisse Exklusivität ausstrahlen. Ein gutes Beispiel dafür auch das Thema Dabbing, hier gibt es Dab Rigs, die mehrere tausend Euros kosten. Wir haben den Anspruch unseren Mitgliedern, neben vielen anderen Annehmlichkeiten, auch solch ein Equipment zur Verfügung zu stellen. Das meinen wir mit Mehrwert für unsere Mitglieder.
Das ist auch der Grund, warum wir uns dazu entschieden haben, nicht direkt mit 500 Mitgliedern zu starten, weil wir ein Risiko sehen, dass wir das, was wir uns auferlegen, nicht einhalten können. Wir glauben nämlich daran, dass sich Qualität am Ende immer durchsetzen wird. Wenn wir nicht abliefern, ruinieren wir uns direkt unseren Namen. Erst müssen alle Abläufe stimmen und anschließend gehen wir mit den Mitgliederzahlen nach oben.
CSC Maps: Ihr wollt also ein richtiges Vereinsleben haben?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Nicht im klassischen Vereinssinne. Sind beispielsweise keine Fans davon, dass alle Vereinsmitglieder aktiv beim Anbau mitwirken. Das möchten wir schon allein aus hygienischen Gründen nicht. Ein weiterer Punkt, der im CanG abgeändert werden muss. Wir sehen uns als Verein mehr in Anlehnung zur Gastroschiene. Smokers Lounge oder exklusiver Weinkeller sind da so unsere Bilder im Kopf.
CSC Maps: Okay, verstehe, somit müsste dann allerdings das Konsumverbot in den Clubs gekippt werden.
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Wir rechnen ganz stark damit. Das Konsumverbot ist einfach Unsinn. Aus mehreren Gründen. Uns liegt beispielsweise das Thema Suchtprävention sehr am Herzen und es ist doch so, dass ich durch den Konsum vor Ort im Clubhaus, ein sehr viel besseres Gefühl für potentiell gefährdete Mitglieder bekomme, als wenn sich genau diese Mitglieder ihr Cannabis allein zu Hause konsumieren.
CSC Maps: Sucht ihr noch Leute für die Mitarbeit im Club?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Ja, aber wir haben die Suche noch nicht aktiv gestartet, da es noch zu früh ist.
Es gibt Stellen, die wir definitiv noch besetzen müssen, z.B. in der Suchtprävention und Suchtberatung. Wir möchten ohnehin einen Teil der Vereinsmittel in eine aktive Aufklärungsarbeit investieren. Wir hätten gerne Leute im Team, die wir entsprechend ausbilden lassen und würden diese dann auf unsere Kosten in Schulen und Jugendeinrichtungen schicken, um offen, ehrlich und fundiert aufzuklären. Ein offener Dialog ist das, was wir möchten. Dies ist gerade bei uns in der Provinz eine wichtige Aufgabe.
CSC Maps: Du sagtest Vereinsmittel. Guter Punkt. Wie finanziert ihr denn das ganze? Und wo liegen für Euch andere große Herausforderungen?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Jeder der einen CSC Gründen möchte, wird auf zwei große Probleme stoßen.
1. Akzeptanz für das Thema
2. Die Finanzierung für das Ganze.
Jeder Verein wird mit Akzeptanzproblemen zu kämpfen haben. Die gilt insbesondere in ländlichen Regionen. Das betrifft Behörden, die sich quer stellen, aber auch Teile der Bevölkerung. Diese müssen wir abholen. Aufklärungsarbeit ist uns daher wahnsinnig wichtig. Die geht nur im ehrlichen Dialog. Klar, wir müssen auch auf die Gefahren aufmerksam machen. Wir wollen den Leuten aber gleichzeitig erklären, dass Cannabis kein Teufelszeug ist und wir keine Kriminellen. Cannabis hat aber auch einige positive Eigenschaften, die vielen Menschen wirklich hilft. Dies darf man nicht vergessen. Darum machen wir das Ganze ja auch.
Ein anderer schwieriger Punkt ist das Investment. Allein für die Ausstattung der Produktionsstätte und die Vereinsräume sprechen wir von einer Summe im 6stelligen Bereich. Banken werden einen Club kaum finanzieren. Als CSC einen Kredit zu erhalten, halten wir für aussichtslos. Wir arbeiten allerdings bereits an einer Lösung für dieses Problem.
CSC Maps: Seid ihr bereits aktiv in der Mitgliederakquise?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Wir haben erst vor 9 Tagen (22.08) unsere Website online gestellt. Auf Social Media haben wir vor 2-3 Monaten gestartet, alles aber noch Recht minimalistisch. Wir haben auch noch nicht aktiv Werbung geschaltet. Mitglieder finden ist auch noch so ein Thema für sich. Wie sollen die Clubs in Zukunft auf sich aufmerksam machen? Ich denke aber, es macht Sinn jetzt damit anzufangen, auf sich bzw. den CSC aufmerksam zu machen. Selbstverständlich alles verantwortungsbewusst und ohne den Konsum von Cannabis zu glorifizieren o.ä. Das Thema Verantwortung steht für uns immer ganz oben.
CSC Maps: Die Problematik mit dem zukünftigen Werbeverbot können wir nachvollziehen, einer der Gründe weshalb wir CSC-Maps in die Welt gerufen haben.
CSC Maps: Habt ihr euch schon für eine bestimmte Grow-Methode entschieden? Hydroponik, Aeroponik oder klassisch auf Substrat?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Auch hier stehen wir noch ziemlich am Anfang. Im Anbau würden wir gerne zunächst ganz natürlich mit einem „Living Soil“ anfangen. Der Grow soll zu 100% biologisch sein. Keine Pestizide, ausschließlich Nützlinge. Dennoch finden das Thema Hydroponik sowie Aeroponik wahnsinnig spannend und können uns gut vorstellen, zukünftig darauf umzustellen. Dazu muss man aber auch noch sagen, dass wir den großen Vorteil haben, einen studierten Land- und Agrarbetriebswirt mit dem Schwerpunk „Ökologischer Anbau“ in unserem Gründungsteam zu wissen.
CSC Maps: Wann rechnet ihr mit dem Start des Anbaus?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Wir hoffen, dass wir mit der ersten Silvesterrakete das Licht einschalten können. Das wäre natürlich unser Wunsch. Wann es dann wirklich los geht, weiß natürlich keiner.
CSC Maps: Habt ihr euch bereits Gedanken über die Auswahl und die Anzahl der Strains gemacht? Mit welchen Abgabemengen kalkuliert Ihr?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Ja, das haben wir bereits. Es gibt noch keine konkrete Festlegung auf die Sorten, von denen wir sagen, die müssen es definitiv sein. Trotzdem haben eine klare Vorstellung, wo die Reise hingehen soll. Wir werden aber auch auf die Bedürfnisse unserer Vereinsmitglieder eingehen. Beispielsweise stellen wir dem potenziellen Vereinsmitglied in unserem Voranmeldeformular verschieden Fragen. Was möchtet ihr? Sativa/Indica/Hybrid. Hier fragen wir auch nach der ungefähren Abnahmemenge, um besser planen zu können.
CSC Maps: Wie viele Strains möchtet ihr euren Mitgliedern anbieten? Und mit welcher Abgabemenge kalkuliert Ihr pro Mitglied?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Für den Anfang ein kleines, aber feines Portfolio- natürlich nicht nur eine Sorte aber definitiv auch keine 20 bis 30 Strains. Ich denke, wir landen so bei 3-5 Sorten. Hinsichtlich der Abgabemenge möchten wir vorbereitet sein, um die Maximalabgabemenge von 50g/Monat pro Mitglied bereitstellen zu können.
CSC Maps: Plant ihr ebenfalls mit dem Handel von Stecklingen und Seeds?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Ja, jedoch nicht ab Tag 1, hier greift nochmals unsere Strategie, dass wir zunächst klein anfangen um dann Stück für Stück zu leveln.
CSC Maps: Habt ihr euch Gedanken über die Mitgliedsbeiträge gemacht?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Ja, das haben wir, allerdings tue ich mich noch schwer einen genauen Betrag zu nennen, da wir noch intern in der Diskussion sind. Ich kann aber ganz klar sagen, dass es nicht für ein paar Euro im Monat abbildbar ist, da wir einen hohen Anspruch an unseren Club haben.
CSC Maps: Wo seht ihr einen realistischen Abgabepreis pro Gramm?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Wenn ich übers Mittelfeld rede, dann würde ich 10 € sagen. Für den reinen Anbau kann man bei einem Preis von 2,00€ landen (reine Produktionskosten), aber da kommen dann natürlich noch weitere Kosten wie z.B. Personalkosten, Versicherung, Rechtsbeistand, Sicherheitsfirma usw. dazu. Unser Anspruch ist es jedenfalls nicht irgendwelche amerikanischen Strains, für 30,00€ das Gramm anzubieten. Unser Ziel liegt bei 6-7€ das Gramm, aber mal sehen, ob wir das hinbekommen.
CSC Maps: Wie schaut es um Konzentrate und Edibles aus? Würdet ihr diese gerne anbieten, sofern der Gesetzgeber dies zulässt?
Dirk Müller vom HanfWerk CSC Moers: Definitiv, gerade das Thema Konzentrate finden wir super spannend, hier muss man dann allerdings schauen was da geht und was nicht. Auch Edibles finden wir aufregend. Uns ist es wichtig, neben der klassischen Blüte zum rauchen oder vapen, möglichst alle Konsumarten abzudecken. Das Ganze kann bis hin zu Kosmetikartikel gehen.
CSC Maps: Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch. Wir wünschen Euch alles Gute.